Vorwort

Die Universitätsklinik Balgrist ist als starke Partnerin gefragt. Umgekehrt sind wir auf Kooperationen mit anderen Kliniken, Forschungsinstitutionen und Technologieunternehmen angewiesen, wenn wir unser Ziel, die stetige Weiterentwicklung der Medizin, erreichen wollen. Einige der Highlights des letzten Jahres basieren auf erfolgreichen Kooperationen.

Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf ein Jahr, das uns Fortschritte in Klinik und Forschung brachte, uns aber – pandemiebedingt – auch mit ausserordentlichen Schwierigkeiten konfrontierte. Wir haben sie mit der bekannten Balgrist-Stärke bewältigt. Das macht uns stolz und es stimmt uns zuversichtlich. Der Balgrist ist mit einer Prellung davongekommen, die wirtschaftlichen Herausforderungen haben den Bewegungsapparat der Klinik nicht schwächen können. Wir setzen alles daran, dass die Klinik ihre Stärken und Kompetenzen zum Wohl der Patientinnen und Patienten auch künftig entfalten kann.

Rita Fuhrer
Präsidentin,
Schweizerischer Verein Balgrist

Prof. Dr. med. Mazda Farshad
Medizinischer Spitaldirektor,
Universitätsklinik Balgrist

Thomas Huggler
Operativer Spitaldirektor,
Universitätsklinik Balgrist

Der Zeit schon lange voraus

111 Jahre Balgrist – 75 Jahre universitäre Medizin

Am Anfang stand der «Schweizerische Verein für krüppelhafte Kinder»: Der Arzt Wilhelm Schulthess hatte sich zum Ziel gesetzt, körperbehinderte und gebrechliche Kinder zu behandeln und zu fördern. 111 Jahre später hat sich der Fokus verlagert von der orthopädischen Grundversorgung hin zur Behandlung von komplexen und risikoreichen Fällen. Vor 75 Jahren (1945) wurde die Anstalt zur Orthopädischen Universitätsklinik. Heute ist die Universitätsklinik Balgrist ein hochspezialisiertes Zentrum für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit schwierigen Problemen am Bewegungsapparat. Im Wechselspiel zwischen Klinik und Forschung setzt sie Massstäbe in der Orthopädie.

Die Geschichte der Universitätsklinik Balgrist ist geprägt von herausragenden Persönlichkeiten. Die Doktoren und Professoren der Medizin Wilhelm Schulthess, Hans Hoessly, Richard Scherb, Max René Francillon, Adam Schreiber, Hans Zollinger und Christian Gerber setzten Massstäbe in der Behandlung der Patientinnen und Patienten in Wissenschaft und Medizin. Ihr Innovationsdrang und Qualitätsanspruch prägten die DNA und die Kultur des Balgrist. Die Spezialistinnen und Spezialisten der verschiedenen Fachbereiche und die Forschenden arbeiten gemeinsam an der stetigen Weiterentwicklung der Medizin und treiben die orthopädischen Wissenschaften voran. Ambitioniert, mit allerhöchstem Anspruch und erfolgreich.

Das Wohl der Patientinnen und Patienten und ihre bestmögliche Behandlung standen an der Universitätsklinik Balgrist im Fokus – lange bevor der Begriff «patientenzentriert» in aller Munde war. Die Klinik definiert Standards in Diagnostik und Therapie, fördert innovative Behandlungsansätze und Forschungsprojekte und kann regelmässig wichtige Meilensteine realisieren. Prof. Mazda Farshad setzt die Tradition fort. Unter seiner Leitung wird die Universitätsklinik Balgrist ihre Position als eine der führenden orthopädischen Kliniken weiter ausbauen und auch in Zukunft wesentlich zur Weiterentwicklung der Medizin beitragen.

30 Jahre Zentrum für Paraplegie

1990 ermöglicht die bauliche Erweiterung der Klinik die Eröffnung des Zentrums für Paraplegie der Universitätsklinik Balgrist. Es ist das dritte Zentrum dieser Art in der Schweiz. Das Zentrum für Paraplegie garantiert querschnittgelähmten Menschen eine umfassende und ganzheitliche Versorgung – von der Akutbehandlung und Rehabilitation bis zur Langzeitbetreuung. «Wir wollen mit den wirksamsten Therapien die körperliche Leistungsfähigkeit so weit wiederherstellen, wie es aufgrund der Schädigung möglich ist. Dafür forscht unsere angewandte Forschungsabteilung Tag für Tag», sagt Prof. Armin Curt, Chefarzt und Direktor des Zentrums für Paraplegie. «Bei uns finden querschnittgelähmte Patientinnen und Patienten Fachkompetenz, auf die sie ein Leben lang zählen können.»

Trotz der körperlichen Einschränkungen sollen Menschen mit einer Querschnittlähmung Selbständigkeit erlangen und ihr Leben aktiv gestalten können. Die Behandlung und Betreuung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und modernste Hilfsmittel machen es möglich.

Professur für Orthopedic Computer Science

Die neue Professur «Computer Science in Orthopedics» vereint Spezialistinnen und Spezialisten aus Forschung, Technologie und Medizin unter einem gemeinsamen Dach. Die Resultate ihrer Forschung werden die Qualität der orthopädischen Behandlung weiter verbessern.

Die Universität Zürich hat Prof. Dr. Philipp Fürnstahl zum Professor für Orthopedic Computer Science ernannt. Philipp Fürnstahl hat den Forschungs- und Lehrauftrag in orthopädischer Forschung mit Schwerpunkt Computer Science im Februar 2020 übernommen. Seine Forschung vereint ein breites Spektrum an Fragestellungen aus der Informatik und Orthopädie, wie maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz und erweiterte Realität (Augmented Reality), und stellt die Translation der Forschungsergebnisse in den klinischen Alltag sicher.

Prof. Dr. med. Mazda Farshad: «Die Professur ‹Computer Science in orthopedics› will in enger Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten die Behandlung der Patientinnen und Patienten verbessern. Zu diesem Zweck erforscht und entwickelt das Team von Philipp Fürnstahl neuste Computertechnologien. Wir freuen uns auf die Ausweitung dieser Forschungsgruppe, die bereits einige Erfolge erzielen konnte.»

Mit der neu geschaffenen Professur wird das Team um Philipp Fürnstahl breiter aufgestellt und neu strukturiert. Der interdisziplinäre Charakter mit Grundlagenforschenden der Computer Science und der Medizin zeichnet dieses Forschungsteam aus. Neben der Forschung ist ein Teil des Teams in Form des «Zentrums für 3-D-Operationsplanung und 3-D-Druck» für die Patientenbehandlung tätig und unterstützt die Chirurgie mit Computertechnologie bei komplexen orthopädischen Operationen.

ROCS – Research in Orthopedic Computer Science

An der Universitätsklinik Balgrist betreibt ein interdisziplinäres und ambitioniertes Team aus Forschenden, Ingenieurinnen, Ingenieuren, Chirurginnen und Chirurgen Forschung in computerassistierter, orthopädischer Chirurgie. Das Ziel ist, die Behandlungsmethoden von Krankheiten am Bewegungsapparat durch den Einsatz von Computertechnologie stetig zu verbessern.

ROCS – Research in Orthopedic Computer Science

Testen, testen, testen

Zürich im November 2020: Die Zahl der Neuinfektionen mit Covid-19 steigt stark und entsprechend gross ist die Nachfrage nach Corona-Tests. Weitere Testzentren und -möglichkeiten sind gefragt. Die Universitätsklinik Balgrist sucht nach passenden Räumlichkeiten und Partnern und wird in Dübendorf fündig. Gemeinsam mit dem Air Force Center und dem Space Hub der Universität Zürich (UZH) eröffnet der Balgrist ein Corona-Drive-in-Testzentrum. Nach nur einer Woche Vorbereitung geht es am 6. November 2020 in Betrieb. Eine Erfolgsgeschichte.

Die Partner ergänzen sich ideal: Das Air Force Center verfügt über die passende Infrastruktur und die notwendigen personellen Ressourcen für den Betrieb des Testzentrums. Die Universität Zürich unterstützt den Betrieb von Testzentrum und Labor mit knapp 200 Studierenden und das Life-Science-Team des UZH Space Hub etabliert innerhalb kürzester Zeit ein Labor für die Auswertung der Antigen-Tests. In den vergangenen 15 Jahren bauten und betrieben Prof. Oliver Ullrich und sein Team jeweils unter hohem Zeitdruck in verschiedenen Ländern Labore für ihre Weltraummissionen, unter anderem in den USA. Für Thomas Huggler, operativer Spitaldirektor der Universitätsklinik Balgrist, ist klar: «Die Örtlichkeiten am Flugplatz Dübendorf sind ideal, und wenn eine Kooperation so gut funktioniert – schnell, unkompliziert, effizient – dann kann das Ziel noch so ehrgeizig sein, gemeinsam erreicht man es.»

Die drei Partner stellen ihr Know-how und personelle Ressourcen in den Dienst der Pandemiebekämpfung. Das Corona-Testzentrum mit einer Kapazität von 500 Tests pro Tag trägt dazu bei, die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen. In Zusammenarbeit mit dem Air Force Center und dem Space Hub der Universität Zürich leistet die Universitätsklinik Balgrist einen wichtigen Beitrag an die Gesundheit der Bevölkerung im Kanton Zürich und zur Stärkung der wirtschaftlichen Aktivitäten. Effiziente Testzentren dienen letztlich auch vielen Arbeitergebern und verhindern unnötige Ausfälle am Arbeitsplatz.

Universitätsklinik Balgrist eröffnet Intensivpflegestation

Die neue Intensivpflegestation (IPS) und der Aufwachraum (AWR) sind seit März 2020 in Betrieb – früher als geplant. Anfang Mai eröffnete der Balgrist ergänzend die neue Tagesklinik.

Bisher verfügte die Universitätsklinik Balgrist im Intensivpflegebereich über vier IMC-Plätze (Intermediate Care). Patientinnen und Patienten mit einem hohen Überwachungs- und Betreuungsaufwand wurden in der IMC versorgt. Mit den sechs neuen IPS-Betten hat die IPS nun die vorgeschriebene Grösse und kann eine intensivmedizinische Behandlung gewährleisten. Das sei wichtig, betont Professor Mazda Farshad, Medizinischer Spitaldirektor: «Wir machen universitäre Orthopädie und behandeln zum Teil hochkomplexe Fälle. Deshalb brauchen wir eine IPS.» Die Intensivstation ermöglicht die Behandlung aller orthopädischen Patientinnen und Patienten, auch wenn es sehr kompliziert wird. Das differenziert die Universitätsklinik Balgrist als orthopädische Spezialklinik und erlaubt ihr die Tertiärversorgung.

Kontrolle aller lebenswichtigen Funktionen

Die Kontrolle aller wichtigen Organfunktionen von kritisch kranken oder schwer verunfallten Personen ist eine der intensivmedizinischen Kernaufgaben. Sind lebenswichtige Organe beeinträchtigt oder ausgefallen, liegt es an der Intensivmedizin, weitere Funktionseinbussen zu verhindern oder die entsprechende Funktion zu ersetzen, bis das geschädigte Organ seine Aufgabe wieder selbständig wahrnehmen kann.

Der Aufwachraum wurde von sechs auf zehn Plätze vergrössert. Hier werden die Patientinnen und Patienten postoperativ respiratorisch und kreislaufmässig überwacht, so dass sie anschliessend unter einer guten Schmerztherapie auf die Station verlegt werden können. «Die neue IPS kommt ganz besonders auch unseren querschnittgelähmten Patientinnen und Patienten zugute», sagt Professor Armin Curt, Chefarzt und Direktor des Zentrums für Paraplegie (ZfP), «das sind oft sehr anspruchsvolle Fälle, bei denen eine Beatmung notwendig ist.»

Anfang Mai wurde auch die Tagesklinik mit fünf Kojen und drei Behandlungsliegen eröffnet. Die Tagesklinik gehört als Einheit zum Aufwachraum. Ambulante Patientinnen und Patienten, die bis anhin auf den Stationen unter­ge­bracht waren, profitieren nun von einer bedarfsgerechteren Behandlung.

Starke Kooperation zugunsten der Kleinsten

Die Universitätsklinik Balgrist arbeitet erfolgreich mit dem Universitäts-Kinderspital Zürich zusammen. Die Kooperation vereinigt das Beste von zwei kompetenten Partnern – zugunsten unserer jüngsten Patientinnen und Patienten. Im letzten Jahr konnten wir die Zusammenarbeit weiter ausbauen.­

Kinderspital und die Universitätsklinik Balgrist eröffneten gemeinsam die «Bewegungsanalyse Zürich». Das moderne Labor für klinische Bewegungsanalysen an der Forchstrasse – nahe des Balgrist – erweitert unser Angebot für Kinder mit Bewegungsstörungen. Im Fokus stehen behandlungs- und sportassoziierte Untersuchungen. Die dreidimensionalen Bewegungsanalyse ermöglicht, Gang- oder Bewegungsabweichungen objektiv zu erfassen und die personalisierte Behandlung zu optimieren.

Von der «Bewegungsanalyse Zürich» profitieren Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene mit Bewegungsstörungen. Analysen im Sportbereich mit dem Schwerpunkt Prävention und Leistungsverbesserung sowie für die betriebliche Gesundheitsvorsorge komplettieren das Angebot.

Sprechstunde für seltene Krankheiten

Anfang des Jahres hatten das Kinderspital und der Balgrist ihre Zusammenarbeit bereits im Bereich der seltenen Krankheiten ausgebaut. Neu gibt es auch an der Universitätsklinik Balgrist eine Sprechstunde für seltene Krankheiten des Skelettsystems und Bindegewebes. Die intensive Zusammenarbeit ermöglicht eine hochstehende und bedürfnisgerechte Versorgung von Kindern und Jugendlichen an beiden Standorten und sie stärkt die Kinderorthopädie in Zürich.

«Balgrist Flughafen Zürich»

Die Universitätsklinik Balgrist bietet im «Circle», dem neuen universitären Gesundheitszentrum am Flughafen, Sprechstunden in drei Fachbereichen an. Die Sprechstunden der Orthopädie, Sportmedizin und Chiropraktik ergänzen das Angebot des Universitätsspitals Zürich am neuen, zentral gelegenen Standort.

Das Universitätsspital Zürich (USZ) betreibt im «Circle» ein universitäres Gesundheitszentrum für ambulante Medizin als «USZ Flughafen». Die Universitätsklinik Balgrist ist als universitäre Partnerin im neuen Zentrum ebenfalls präsent. Patientinnen und Patienten können sich im «Balgrist Flughafen Zürich» seit November 2020 in den Fachbereichen Orthopädie, Sportmedizin und Chiropraktik untersuchen und behandeln lassen. Spezialistinnen und Spezialisten der Universitätsklinik Balgrist kümmern sich vor Ort um die Abklärung und Behandlung von Schmerzen, Verletzungen oder anderweitigen Problemen des Bewegungsapparats. Für weitergehende Untersuchungen stehen moderne diagnostische Geräte, wie Röntgen- oder Laboreinrichtungen, und die Infrastruktur des «USZ Flughafen» zur Verfügung.

Kooperation auf medizinischem Topniveau

Die Kooperation zwischen dem USZ und der Universitätsklinik Balgrist am Standort Flughafen ist die Fortsetzung einer langjährigen, erfolgreichen Zusammenarbeit. An der Kooperation ebenfalls beteiligt ist das Kinderspital Zürich. Die drei Kliniken schaffen gemeinsam ein medizinisches Angebot auf universitärem Niveau für die Bevölkerung in der Region und Durchreisende aus der ganzen Welt.