Bakterielle Infektionen gehören auch knapp 100 Jahre nach der Entdeckung der ersten Antibiotika zu den schwerwiegendsten Gesundheitsproblemen. Sie werden meist mit Antibiotika behandelt. Allerdings hat diese Praxis massive Nebenwirkungen, darunter die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen und die Störung des normalen Mikrobioms. Hier setzt das Flagship-Projekt 2020 der Hochschulmedizin Zürich an. ImmunoPhage zielt auf die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen. Von designten und immunmodulierten Viren, sogenannten «Immunophagen», erhofft man sich eine Alternative zur Behandlung mit Antibiotika. Die partnerschaftliche Forschungskooperation vereint die Kompetenzen der ETH, des Universitätsspitals Zürich (USZ), der Universität Zürich und der Universitätsklinik Balgrist.
Mit Bakterienkillern und Immunboostern gegen Harnwegsinfekte
Mit dem Projekt «ImmunoPhage» wollen die Forschenden eine alternative und nachhaltige Behandlungsmethode für Harnwegsinfekte entwickeln, die dann gegebenenfalls auf weitere Anwendungsgebiete ausgedehnt werden kann. Basis für das aktuelle Forschungsprojekt «ImmunoPhage» ist das Konzept der Phagentherapie. Ein Team um Prof. Dr. med. Thomas M. Kessler, Chefarzt Neuro-Urologie am Balgrist, hat die weltweit erste randomisierte Doppelblindstudie mit natürlich vorkommenden Phagen zur Behandlung von Harnwegsinfektionen durchgeführt. Geforscht haben sie in Georgien, wo diese Methode seit jeher parallel zur Therapie mit herkömmlichen Antibiotika eingesetzt wird. «ImmunoPhage» erweitert diesen Behandlungsansatz nun um zwei Komponenten: Zum einen werden «Designer-Bakteriophagen» eingesetzt, die spezifisch auf die gängigen, Harnwegsinfekte auslösenden Bakterien abgerichtet werden. Zum anderen werden diese «Bakterienkiller» mit Botenstoffen angereichert, die das Immunsystem stimulieren sollen. Diese Methode soll bei einer der häufigsten Erkrankungen getestet werden, nämlich bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen. Das Ziel ist eine neue, nachhaltige Alternative zur Antibiotikatherapie.