Erste wirksame Behandlung bei Verletzungen des Rückenmarks

Antikörpertherapie zeigt Ergebnisse

Eine Studie zeigt, dass Antikörper die Rehabilitation von Menschen mit akuter traumatischer Querschnittlähmung verbessern können.

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In einer multizentrischen klinischen Studie untersuchten Forschende den Antikörper NG 101 (Anti-Nogo-A), der das körpereigene Protein Nogo-A blockiert und damit neutralisiert. Dieses Protein hemmt bzw. verhindert bei einer akuten Verletzung die Regeneration von geschädigten Nervenfasern im Rückenmark. Eine Behandlung mit Antikörpern soll diese hemmenden Mechanismen im Körper bremsen und so eine Erholung des Rückenmarks ermöglichen.

An der Studie nahmen insgesamt 126 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren teil, die an einer akuten kompletten bis inkompletten Querschnittlähmung durch eine Rückenmarksverletzung im Halsbereich litten. Ein Teil der Gruppe wurde mit dem Antikörper behandelt, der andere Teil erhielt ein Placebo. Ein vollständiger Behandlungszyklus bestand aus sechs Injektionen parallel zur normalen stationären Behandlung. Die Studie war randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert, d. h. weder die Behandelten noch die Behandelnden wussten, wer den Antikörper und wer das Placebo erhalten hatte. Ausserdem wurden die Patientinnen und Patienten nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe zugeteilt.

Signifikante Verbesserungen bei inkompletter Querschnittlähmung

Eine standardisierte Untersuchung nach sechs Monaten an Hand-Arm-Muskeln zeigte, ob sich motorische Funktionen bei den Patienten erholen. Erstmals überhaupt konnten gut abgrenzbare Patientengruppen identifiziert werden, die einen klinisch relevanten Behandlungseffekt zeigten.
Bei Patientinnen und Patienten mit einer kompletten Querschnittlähmung konnten keine Verbesserungen der motorischen Funktion festgestellt werden. In der Patientengruppe mit inkompletter Querschnittlähmung führte die Behandlung mit Antikörpern zu signifikanten Verbesserungen sowohl in der willkürlichen Ansteuerung der gelähmten Muskeln als auch in der Selbständigkeit der Patientinnen und Patienten im Alltag. Zudem erwies sich der Antikörper als allgemein gut verträglich und ohne Nebenwirkungen. Damit zeigt die langjährige, unter Federführung der Universitätsklink Balgrist betriebene Forschung zu Antikörpern in der Rehabilitation ermutigende Erfolge.

Weitere Studien müssen nun diese erstmals erreichten positiven klinischen Befunde bei Patientinnen und Patienten mit akuter inkompletter Querschnittlähmung bestätigen. Eine Folgestudie mit einem weiterentwickelten Antikörper ist bereits gestartet.

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